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Schlagwort: Bewältigungsglaube

Erfolg als Motor

Zum Start der Saison 2017/2018 gab der Schispringer Stefan Kraft dem Kurier ein Interview. Neben Fragen zu seiner Vorbereitung waren vor allem seine Aussagen auf die Frage zu seiner Motivation bemerkenswert. Immerhin war Stefan Kraft der Dominator des letzten Jahres mit dem Gewinn des Gesamtweltcup, Gewinn der Vierschanzentournee und seinem Weltrekordflug auf 253,5 m. Das zu Wiederholen, oder gar im Jahr der Winterolympiade in Südkorea mit Edelmetall zu toppen ist schon eine gewaltige Herausforderung. Außerdem war er im Sommer mit den Begehrlichkeiten der Öffentlichkeit sehr stark gefordert.

Aber Stefan Kraft ist sehr professionell und weiß, dass zu viel Ablenkung Leichtigkeit und Souveränität kostet. Das hat man am Absturz von Peter Prevc letztes Jahr gesehen. Stefan Kraft hat sich nicht „verführen“ lassen und sich auf Training und Vorbereitung konzentriert im O-Ton:“Ich hätte im Sommer viele Einladungen wahrnehmen können, ich wollte aber nicht, dass das auf Kosten des Trainings geht. Ich bin besser drauf, als vor einem Jahr. Zum zweiten Mal so eine Serie hinzulegen ist das große Ziel“.

Nun versucht er sein Glück als erster Springer nach Ahonen (2004/2005) die große Kristallkugel zweimal in Folge zu gewinnen. Mit dieser Einstellung, dem Erfolg alles unter zu ordnen wird ihm das von vielen Seiten auch zugetraut. Ich denke, auch er selbst glaubt daran, schließlich ist das sein erklärtes Ziel. Klare Ziele führen auch auf einen klaren Weg.

Nach dem ersten Weltcupwochenende in Wisla ist er bereits am richtigen Weg. Der Doppelweltmeister belegte in einem schwierigen, wind= beeinflussten Springen den 3. Platz, nur 2,8 Punkte hinter dem Sieger!

Freude an der Herausforderung

Was haben Marcel Hirscher, Manuel Feller und Roger Federer gemeinsam? „Die Herausforderung im Spitzensport; allerdings geht jeder auf seine Art und Weise damit um!“

Marcel Hirscher nach seinem Sie im Slalom in Ktzbühel am 18.1.2016

Der Kurier zitierte M.Hirscher in seinem Interview: „Heute bin ich selbst sprachlos“. Was meinte er damit? Nach dem ersten Durchgang hatte er den Sieg bereits abgeschrieben. Zu schlecht sein  Gefühl und sein Erlebnis und zu groß der Zeitrückstand. Aber Hirscher nahm die Herausforderung an und setzte im Bewusstsein seines Könnens auf volles Risiko. Er legte einen Lauf hin, der allgemein als der spektakulärste bezeichnet wurde, der jemals auf dem Ganserlhang zu bestaunen war. Aber was sagte der Bestaunte selbst zu seiner Leistung? Er war baff erstaunt und meinte: „Das habe ich mir nicht gedacht, ich bin gerade selbst ein bisschen sprachlos“.

Wenn sie meinen Blog Das innere Spiel im Sport“ vom 18.12.2016 gelesen haben, dann wissen Sie, was Hirscher damit (vielleicht unbewusst) zum Ausdruck gebracht hat.

Der Sportpädagoge Thimothy Gallway- Entwickler von „Das Innere Spiel„(Innergame) – stellt nämlich klar, dass vermeidbare Selbstbeschränkungen wie Anspannung, Selbstzweifel, Selbstkritik und Versagensängste erfolgreiches Agieren verhindern können, die Handlungen werden verkrampft, mistimed und ineffektiv.

Wenn der Sportler jedoch keine Zweifel hat, fließen seine Handlungen in einer Art mühelosem Excellence,  „Athletes have called this state, “playing in the zone.” Generally at these times our mind is quiet anals) was als Flow bezeichnet werden kann. But whatever it’s called, when we’re there, we excel, we learn, and we enjoy ourselves“. In diesen Momenten ist der Geist ruhig und konzentriert, man kann auch experimentieren. Alles läuft mühelos.

Manuel Feller nach seinem Einfädler bereits beim zweiten Tor im selbigen Slalom in Kitzbühel:

Der Mann mit dem leuchtend grünen Schnauzer stand kopfschüttelnd im Ziel. „Es ist fast schon zum Weinen. Ich bin ziemlich ratlos. Woran es liegt weiß ich auch nicht. Der Schnauzer stand für die Farbe, die ich im Ziel sehen wollte. Das war wohl nicht so gut“.[…] „Jetzt habe ich vier Einfädler in dieser Saison, das verstehe ich nicht“. Erklärungsversuche hatte Feller bereits in Wengen und in Zagreb gestartet. Der hochbegabte Draufgänger, der immer Top oder Flop fährt, möchte unbedingt das Ticket für die WM in St. Moritz lösen und will nun den Erfolg erzwingen.

Seine Erwartungshaltung, sein Wunsch sich zu platzieren lässt es offensichtlich nicht zu, sich auf das Wesentliche – seine Fahrt und Linie – voll zu konzentrieren. Seine Gedanken sind zu sehr schon beim Ergebnis, er hat Stress, vielleicht auch Versagensangst es nicht zu schaffen. So scheitert man leicht im Moment des Tuns, wenn die Gedanken vorauseilen(siehe auch Blog vom 2.01.2017 „Im Augenblick sein“)

Roger Federer beim aktuellen Grandslam 2017 in Melbourne

In einem Interview in der TT vom 25.01.2017 sagte er folgendes: „Ich hätte mir nie gedacht, dass ich bei diesem Turnier so gut spiele. und bis ins Halbfinale komme“. Das sagt ein Roger Federer, 17-facher Grandslam Gewinner und 36 Jahre alt.

Es ist die wieder entdeckte Leichtigkeit nach seiner sechsmonatigen Auszeit wegen einer Knieverletzung. Er kam, erwartete wenig und nun eilt er von Sieg zu Sieg: „Es ist schon ein wenig verrückt, das muss ich zugeben“

Aber so verrückt ist das nicht. Er denkt nicht an den Erfolg, er will einfach Spaß und tolle Wettkämpfe mit seinen Konkurrenten haben. Er spielt sein bestes Spiel aus voller Überzeugung. Keine Zweifel, kein Ergebnisdruck und keine fixen Zielsetzungen stressen ihn. Thymothy Gallway hatte seine wahre Freude mit Ihm.

27.01.2017
Roger Federer hat sein Endspiel gegen Rafael Nadal gewonnen und damit Tennisgeschichte geschrieben.

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Kopfsache – alles ist möglich

Heute möchte ich von einer Sportart berichten, die man als solche nicht unbedingt mit Leistungssport in Zusammenhang bringt. Es betrifft professionelles Bodybilding. Vermutlich wird Bodybuilding in der breiten Öffentlichkeit der Alpenländer deshalb nicht zum Leistungssport gezählt, weil es nicht die mediale Aufmerksamkeit hat. In unseren Breitengraden ist der Schirennsport, Schispringen und Langlauf wesentlich populärer, Teil unseres Selbstverständnisses eben.

Aber das wird zu Unrecht so gesehen. Auch beim Bodybuilding gibt es ein tägliches, immenses Trainingspensum, die Leute gehen immer ans Limit, sie arbeiten auf klare Ziele hin und messen sich in harten Wettkämpfen. Die Topleute sind richtige Schwerarbeiter mit strikten Ernährungs- und Trainingsplänen und haben einen eisernen Willen.

Aber warum erzähle ich das alles?

Weil auch hier die Trainings- und Wettkampfeinstellung, sowie mentale Konditionierung unverzichtbar ist auf dem Weg zum Erfolg.

Kürzlich wurde Jaqueline Maric aus Reutte in Tirol auf Anhieb Deutsche Bodybuilding Meisterin. Ihr Weg vom Couchpotato zur Topathletin ist bemerkenswert. Im Interview für die Tiroler Tageszeitung fasste sie zusammen:

„Das war reine Kopfsache. Nichts ist unmöglich, man kann alles erreichen, wenn man will. Der Körper kann alles schaffen. Es ist Dein Geist, den Du überzeugen musst.“

Inzwischen arbeitet die frisch gebackene Deutsche Meisterin bereits auf die Qualifikation für die Weltmeisterschaften in Bochum hin.

Diese klare Positionierung und Zielsetzung ist der Punkt für den Erfolg im Sport. Wer klare Ziele visualisieren kann, systematisch und fokussiert trainiert und seine Pläne diszipliniert umsetzen kann, der wird Erfolg haben.

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Bewältigungsglaube nach Verletzung

Am 8.10.2016 habe ich im Blog „Selbstbestimmtheit versus Zielorientiertheit“ über Manuel Feller geschrieben. Es war damals am 23.10. beim Eröffnungsrennen in Sölden keine leichte Situation für ihn. Er hatte schon vorher mit massiven Rückenproblemen zu kämpfen gehabt, konnte nur wenig trainieren und das anspruchsvolle Rennen über den Gletschersteilhang am Rettenbachferner kam eindeutig zu früh. Er hat es trotzdem mutig versucht, musste aber seiner schlechten Vorbereitung Tribut zollen und konnte sich nicht für den zweiten Lauf qualifizieren.

Drei Wochen später stand er beim Slalom in Levi wieder am Start und belegte den 5. Platz als Drittbester Österreicher und meldete sich mit dieser starken Leistung mitten in der Weltspitze wieder zurück. Besonders der zweiten Lauf  war optimal.

Warum ist dieses Ergebnis besonders erwähnenswert?

Manuel Feller hat trotz seines noch nicht ausgeheiltem Rückens und schlechtem Saisonstart nicht nur der „Welt“ gezeigt, dass er es noch kann, sondern er hat vor allem den Glauben an sich selbst und an seine Fähigkeiten vertieft. Dieser Bewältigungsglaube und das damit einhergehende Selbstvertrauen sind der Stoff, aus dem Sieger gebaut sind.

Bewältigungsglaube kann „angeboren“ sein, durch technisches Training erarbeitet werden, oder wird durch mentale Konditionierung entwickelt.

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Statt Fokus auf das Tun – Angst vor dem Versagen

 Warum ist der Wettkämpfer vor dem Start oft extrem nervös, warum hat er Angst zu versagen, warum zweifelt er an seinen Fähigkeiten?

Jeder ehrgeizige Sportler kennt diesen Druck vor dem Start.

Natürlich hat er gut trainiert und tolle Leistungen abgeliefert, aber warum dann Nervosität, Ängste und Zweifel?

Der ehrgeizige Sportler hat sich Ziele gesetzt, die möglicherweise über seinen aktuellen Fähigkeiten liegen. Vielleicht übernimmt er auch die Erwartungshaltung seiner Trainer und macht sich zu großen Druck. Möglicherweise denkt er daran, dass alle Augen auf ihn gerichtet sind und dass er was beweisen will. Sein Selbstverständnis steht auf dem Prüfstand und sein Selbstwertgefühl ist in Falle einer Niederlage in Gefahr.

Vielleicht fürchtet er sich auch vor seinen unmittelbaren Konkurrenten und denkt daran, dass er schon ein paar Mal gegen sie verloren hat. Er hat sie schon oft beobachtet und glaubt, dass sie einfach besser sind als er selbst.

Auch das Material hat eine besondere Bedeutung für Sieg oder Niederlage, findet er. Er ist sich nicht sicher, ob er wirklich alles optimiert hat

Also wie jetzt in den Wettkampf gehen, wenn er sich seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten nicht sicher ist und Angst vor dem Versagen hat?

Dazu gibt es natürlich viele Antworten aus mentaler, technischer und taktischer Sicht.

Franz Klammer, Abfahrts-Olympiasieger von 1976 hat zu seiner Situation damals vor dem Start anlässlich der Olympischen Jugendspiele 2016 folgendes gesagt:

„In den wenigen Minuten vor dem Start waren da Zweifel, Hoffnung, Angst, dass ich es nicht schaffe(er war immerhin bis zu diesem Rennen Seriensieger), […] aber im Starthaus selbst, unmittelbar vor dem Start wusste ich, dass ich dieses Rennen gewinnen werde. In diesem Moment gibt es kein –vielleicht geling mir ein guter Lauf-. Den guten Lauf muss man erzwingen. Und eines wollte ich auf keinen Fall: Danach in den Spiegel schauen und mir sagen, dass ich mich nicht getraut hatte, alles zu riskieren. Es geht um die Angst vor der Niederlage. Die quält viele. Ich habe gelernt, dass man nie gegen eine Person fährt, sondern immer versuchen muss, den Berg zu bewältigen. Man muss sich auf das Eigentliche konzentrieren. Diese Erkenntnis hat sich im Laufe der Zeit entwickelt. Eine Zeit lang war ich immer der schnellste im Training, konnte das aber nicht ins Rennen umsetzen. Irgendwann dachte ich: „Franz, was bist Du für ein Trottel!“ Du musst Dein Rennen fahren, was die anderen fahren, liegt nicht in Deinem Einflussbereich“.

Was kann man aus solchen Aussagen heraus lesen? Was sollte der Wettkämpfer beachten?

Entscheidend ist sicher, dass der Sportler bei sich bleibt, sich nur auf den Lauf konzentriert und sein Bestes gibt, indem er an sein Limit geht. Niemand kann seine Erwartungen erzwingen, sondern nur seine bestmögliche Leistung abrufen, die seinen Fähigkeiten entspricht. Damit erreicht er sein bestmögliches Ergebnis.

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