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Das innere Navigationssystem im Biathlon

Der Sieger im Biathlon riss die Arme in die Höhe und jubelte Er hatte es geschafft!
Vor einem Jahr noch an derselben Stelle war er gescheitert. Er war in Topform gewesen, und sein Training am Schießstand zeigte fehlerfreie Ergebnisse. Er war ganz auf Erfolg eingestellt und wollte allen zeigen, wie gut er ist.
Diese Erfolgserwartungen stressten ihn aber auch und er spürte Angst vor dem Versagen. Er war verkrampft und mühte sich in der Loipe ab. Beim Schießen produzierte er gleich einen vermeidbaren Fehler und wurde nervös, da der Wettkämpfer neben ihm war schon fertig war. Hektisch absolvierte er die Serie, ohne auf den trainierten Rhythmus zu achten. Die folgenden Runden und Schießen waren verkrampft. Das Ergebnis beim Schießen 1-2-0-2, die Laufzeiten waren besser als gefühlt.
Er war an seinen Erwartungen gescheitert.

Wie konnte so etwas geschehen?

Der Mensch ist ein „worst-case-Typ“ und bewertet Negatives viel stärker als Positives. Das ist das Relikt des Überlebenstriebes aus der Urzeit, der tief in uns verankert ist. Was früher in der Urzeit dienlich war, kann heute zum Problemfall werden. Wir geraten durch unpassende emotionale Bewertungen in ungeeignete Verhaltensweisen in der Herausforderung.
Der Mensch hat jedoch die Fähigkeit, erkenntnisreich über die Vergangenheit nachzudenken und sich auf mögliche Zukunftsszenarien vorzubereiten. Da kann man sehr viel richtig machen und Fehler vermeiden, auch wenn dieses System in der Realität leicht auf Abwege führt. Denn der Blick zurück fängt oft Ängste, Zweifel und Problemdenken ein und die Nervosität angesichts der Herausforderung wächst.
Wir produzieren unbewusst in ununterbrochener Reihenfolge Bilder und deren Bedeutung im Kopf und fügen das zu einer Geschichte zusammen, welche unser Verhalten steuert. Wenn wir diesen Vorgängen nichts entgegensetzen, sind wir nur Passagiere unseres Tuns. Wenn wir aber mit zielorientiertem mentalem Training unseren Fokus finden, werden wir zum Regisseur und Piloten. Wir nehmen Einfluss auf unsere Handlungen im Jetzt.
Dafür stehen in unserem Hirn zwei wichtige Werkzeuge zur Verfügung:
• Die Lenkung der Aufmerksamkeit und
• Unsere Vorstellungskraft
Damit haben wir die Möglichkeit, unsere Einstellung im Hier und Jetzt zu finden und unseren Fokus gezielt auf das Wesentliche zu lenken. Durch das Aufrufen von positiven Bildern über unsere Fähigkeiten kombiniert mit positiven Emotionen. können wir in die Zone des optimalen Funktionierens kommen.
Die Vorstellung eines Ereignisses aktiviert weitgehend dieselben neuronalen Netzwerke in unserem Gehirn wie das Erleben in der Realität. Es produziert dieselben Bewegungsimpulse, egal ob die Auslöser über unsere Sinnesorgane hereinkommen, oder alles innere Vorstellung ist. Durch diesen ideomotorischen Effekt wird der Bewegungsapparat vorprogrammiert, die Fähigkeiten sind „abrufbar“.
Das Navigationssystem programmiert unser Verhalten und schützt uns davor, mit unseren Gedanken zu stark bei den gewünschten Resultaten zu sein. Wer in diese Falle geht, hat Versagensangst und mindert durch diesen Ergebnisdruck seine Leistungen.


„Imagination rules the world“

Veröffentlicht in Spitzensport